Persönliches: Verschwinden zur Selbstfindung

Persönliches: Verschwinden zur Selbstfindung

2016-09-11 12 Von nicoleinez

Du hast mich damals nicht gebeten, zu dir zu kommen. Doch irgendwas in mir hat sich nach deiner Umgebung gesehnt. Vor allem das einfach Wegwollen. Weg von den Trümmern, weg von dem, was man noch daraus hätte retten können. Ich musste mich selbst retten. Hinein in den Zerfall in der Ferne. Mit jedem Tag habe ich mich zurückgesehnt nach dem, was ich zuvor so oft verflucht hatte. Und gleichzeitig habe ich es weiter verflucht. Also habe ich weitergemacht mit dir. Wir wussten nie so Recht, was wir miteinander anfangen sollten und doch habe ich so viel gelernt. Wir haben uns arrangiert. Du hast jeden Fluchtversuch unterbunden und mich weiter an dich gekettet. Wie eine unsichtbare, undurchdringliche Wand.

Zuhause ist nicht im Herzen, zuhause ist ein Ort. Ein Ort an dem Menschen sind, die dich lieben, sich sorgen um dich, denen du etwas bedeutest. Heimat ist ein Platz, an dem du umgeben bist von Menschen die du liebst. Doch was ist schon Liebe, wenn man sich selbst noch nicht gefunden und geliebt hat?
Wer nicht weiß, wer er ist und was er vom Leben möchte, der kann nicht wertschätzen, nicht verstehen, dass alles schon gut ist, wie es ist. Dass jemand, auf den man sich verlassen kann, ein Tagesablauf und Sicherheit viel mehr zum Glück beitragen wie der Überfluss an Möglichkeiten, Chancen und Abenteuern. Wer nicht weiß, was Zufriedenheit ist, der sucht immer nach was anderem, was besserem und dabei nach sich selbst, verloren in sich selbst.

Orte der Erkenntnis

Wäre ich nicht in deine Arme geflüchtet und hätte ich mich nicht in deinen Gassen verirrt, wäre ich jemals zu dieser Erkenntnis gekommen? Ich denke nicht. Und doch weiß ich es nicht. Ich habe dich so oft verflucht, weil du mich zuerst vor dem Nichts stehen hast lassen. Vor dem Nichts zu stehen bietet zwei Möglichkeiten: Entweder unterzugehen, oder neu zu erblühen.
Ich habe mich für erblühen entschieden und doch hast du es mir niemals leicht gemacht. Wenn das Leben eine Prüfung ist, dann habe ich sie bei dir im Wochentakt abgelegt. Niemand muss dich mögen, wenn du dich selbst magst, doch bis zu diesem Zustand gehst du Jahre. Das hast du mir nie prophezeit und ich hätte dir das auch nicht geglaubt, wo ich doch nur durch die Zuwendung anderer überleben konnte.

Und warum hast du mir nicht gesagt, dass sich auch Menschen abwenden werden, wenn du bist, wie du von tiefstem Herzen sein möchtest und dich lebst? Wenn du aufhörst, gefallen zu wollen und irgendwann vergisst, wie du warst, als du noch gefallen hast und dir selbst doch am besten von allen Versionen deiner Selbst bisher gefällst. Weil du dich selbst angenommen hast. Warum muss man in die Ferne schweifen um zu begreifen, was eigentlich zwischen den Zeilen mit Blinklichtern geschrieben stand?

Du und ich sind wie eine Beziehung voller Abhängigkeiten. Zu bequem, um zu gehen, doch zu unzufrieden mit der Gesamtsituation, um es verdrängen zu können. Wir sind aber wohl eher der Typ altes Ehepaar geworden über die Jahre. Eigentlich haben wir alles versucht, weil wir uns aufeinander eingelassen haben, im Vertrauen, dass es für immer ist. Doch dann haben wir gefühlt, dass es irgendwie doch nicht so ganz passt. Aber wie das nun Mal so ist, muss man für manche Entscheidungen im Leben einfach gerade stehen.

Die Situation annehmen, das Beste daraus machen. Sich einreden, dass es noch schlimmer sein könnte und im nächsten Moment merken, dass man sich immer weiter von seiner Lebensphilosophie entfernt. Und dass Glück nichts mit sich schön reden zu tun hat. Und dass es Dinge, Orte und Menschen gibt, die einfach glücklich machen. Auch wenn man sich mitten in Unverständnis und Ablehnung entweder selbst lieben oder aufgeben lernt, ist es wohl doch schöner, wenn man einfach geliebt wird, nicht kämpfen muss und einfach sein kann.

Ich glaube, dass

Ich glaube, das wirst du nie verstehen, weil du mich nicht verstehst. Und ich dich nicht. Und deine Menschen und deren Philosophie. Deren „way of life“. Nun werde ich nicht mehr voll Groll sein, wenn wir uns trennen. Ich weiß, was ich gelernt habe und dass Phasen notwendig sind. Ich bin mir jetzt sicher, nie mehr ausbrechen zu müssen aus dem Ablauf. Dass ich nie mehr alles zerstören muss, um es neu zusammenzusetzen. Weil ich in dir auf mich gebaut habe und das die einzige Stabilität ist, die zählt. Mir ist aber auch bewusst, dass keine Phase für immer anhält und man bereit sein muss, in eine neue einzutreten.

Weil du keine Ahnung hast, wie wichtig es ist, sich von Zeit zu Zeit in der Menge zu verlieren.

Weil du nicht weißt, wie es ist, frei zu sein. Von jemanden, der denken könnte, den man kennen könnte, den man nicht sehen wollen könnte.

Weil du nicht weißt, wie es ist, jemanden meiden zu können, weil es einfach möglich ist.

Weil du nicht weißt, wie es ist, wenn man einfach jedem fremd ist und dennoch Nähe möglich ist.

Weil du nicht weißt, wie es ist, nicht zu urteilen, weil einfach alles erlaubt ist.

Weil du nicht weißt, wie es ist, wirklich vernetzt zu sein.

Weil du nicht weißt, wie es ist, nicht du zu sein.

Weil du nicht weißt, wie es ist, endlos und grenzenlos zu sein.

Weil du nicht weißt, wie es ist, gute Vibes zu verbreiten.

Weil du nicht weißt, wie es ist, wirklich offen zu sein für Fremdes und Neues.

Weil du nicht weißt, wie wenig du weißt, werde ich hier immer eine Fremde sein.

Und weil ich weiß, dass ich das weiß, werde ich dich verlassen.


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